Ein wahnsinnig spannendes Geschichtsthema meiner Heimat ist die Kultur der Trichterbecherleute. Ich komme aus Rendsburg, dem Herzen Schleswig-Holsteins und somit sind wir mitten drin im Siedlungsgebiet dieser mysteriösen und geheimnisvollen Kultur, über die Archäologen immer noch grübeln.
Die Bezeichnung Trichterbecherkultur wurde 1910 von Gustaf Kossinna nach dem typischen Becher mit Trichterrand eingeführt. Archäologen finden immer wieder diese typischen Becher in dieser Region und aus dieser Epiche (Jungsteinzeit). Seit dem wird hier von der Trichterbecherkultur gesprochen.
Die Trichterbecherleute deckten ihren Nahrungsbedarf in der Regel durch Jagd und Fischfang, aber Kornabdrücke in Grabungsstücken und Knochenfunde von Paarhufern weisen sie einer Ackerbau und Viehzucht treibenden Kultur zu.
Doch wo ausser in Museen finden wir noch Hinterlassenschaften?
In zahlreichen Wäldern und FeldernSchleswig-Holsteins trifft man auf Ansammlungen tonnenschwerer Findlinge, die aus der Jungsteinzeit stammen.
Manchmal sind sie kreisrund, oft haben sie eine längliche Form, nicht immer sind sie mit einem Deck oder Sockelstein versehen. Manchmal sieht man sie verdeckt in Wäldern oder frei stehend auf Feldern und Wiesen. Diese Findlingsgruppen in norddeutschen Wäldern haben Jahrtausende überdauert und zeugen von einer jungsteinzeitlichen Kultur im Norden - rund 3.000 Jahre vor Christus. Auch heute bleiben sie erhalten, die ortsansässigen Landwirte wirtschaften drum herum.
Mit der Buch und Fernsehserie Outlander sind viele dieser Hünengräber, Steinkreise und Grabbetten wieder “modern” geworden. In dieser Geschichte reist die Hauptprotagonistin durch einen Steinkreis durch die Zeit. Ist mir hier in Schleswig-Holstein noch nie passiert, aber es bleibt trotzdem spannend. (Zumindest für Historiker und Archäologen).
Und viel mehr lässt sich zu der Kultur auch nicht sagen. Man weiss einfach nicht viel. Die Theorie, dass es Gräber sind, wurde teilweise wieder verworfen, man fand um die Hünengräber oder Langbetten einfach keine Knochen oder andere Hinterlassenschaften. Vielleicht wollten einzelne Clans auch nur ihre Terretorien abstecken oder ihre Götter anbeten.
Wir auch immer… das Aufstellen der tonnenschweren Riesensteine war eine enorme Gemeinschaftsleistung. Die Großsteinanlagen entstanden in der Hochphase der sogenannten Trichterbecherkultur. Hier war der Steinzeitmensch grade erst sesshaft geworden, hatte mit Ackerbau und Viehzucht begonnen. Auch das Rad wurde grade erst erfunden. Eine Evolution!
Mit Seilen zogen meine Vorfahren die wichtig en Findlinge, hoben sie auf Baumstämme, die als Schienen und Rollen dienten. Ohne der Kombination von Muskelkraft und Hebelwirkung liessen sich diese Riesen nicht aufstellen. Die Decksteine hat man über eine angeschüttete Rampe hochbefördert.
Man schätzt, dass um das Jahr 3500 v.Chr. allein in Schleswig-Holstein ungefähr jeden Monat eine Megalithanlage errichtet wurde.
Rendsburgs Nachbarstadt Büdelsdorf und das kleine angrenzende Dorf Borgstedt war eines dieser Siedlungsgebiete.
Die Büdelsdorfer Trichterbecherleute hatten ihr Dorf mit einem weitgestaffelten System aus vier bis fünf tiefen Wehrgräben und zwei doppelten Palisadenreihen befestigt. Die Befestigungsanlagen umschlossen eine Hügelkuppe von etwa 10 ha Größe.
Es muss schon ein reges Treiben in dem Dorf der Trichterbecherleute geherrscht haben. Davon zeugen nicht allein die etwa 500.000 geborgenen, vornehmlich aus Flint gefertigten Gegenstände. Die unzähligen Keramikscherben mit ihren reichhaltigen Mustern lassen vermuten, dass sie auch einen Sinn für Kunst hatten. Bestattet wurden die Trichterbecherleute in den weithin sichtbaren Megalith- oder Großsteingräbern.
Leider kann man beim Besuch in Büdelsdotf kaum noch etwas davon finden.
Allerdings bin ich im ersten Stock des Rathauses doch noch fündig geworden. Dort kann man ein paar wenige Pfeile und andere Artefakte in einer Vitrine sehen.
Im Büdelsdorfer Wald sind auch die Büdelsdorfer Dolmen beim Spaziergang zu sehen. Allerdings stehen sie nicht an ihrem orginalen Standort und einige sind Replika.
So auch der Borgstedter Dolmen am Kreisverkehr am Ortsausgang.
Nicht nur hier findet man diese mystischen Brocken. Im ganzen Bundesland (und auch in Südskandinavien und anderen Teilen Deutschlands und Osteuropa).
Richtung Eckernförde konnte ich in Lehmsiek und Goosefeld noch ganz tolle Exemplare finden. Auch im Bovenau, südlich des Nord-Ostsee-Kanals, bin ich fündig geworden.
Fotos: Bovenau und Lehmsiek
Fotos: Langgrab Goosefeld
Fotos: Steinkammer Katzheide
Ob Archäologen irgendwann das Geheimnis um die Trichterbecherkultur lösen kann? Es bleibt spannend.
Eure Melli
Bloggen und Recherchieren ist extremst zeitaufwendig.
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Herzlichen Dank.
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