Gastblog Artikel Uist - ein unterschätztes Kleinod
- jontypt
- Feb 5, 2022
- 4 min read
Fotos: Constanze Rose-Keller
Heute übergebe ich den Blog an Constanze Rose-Keller, die uns über ihren Familienurlaub auf Uist erzählt und uns ein paar Eindrücke und Fotos nach Deutschland (oder in meinem Fall nach Edinburgh schickt).
Constanze lebt mit ihrer kleinen Familie in Taynuilt bei Oban und führt die Airdeny Chalets.
Fotos: Airdeny Chalets Rose-Keller
Nun aber zu Uist und Constanzes Abenteuer:
Uist - ein unterschätztes Kleinod
Wenn man glaubt, dass Januar die falsche Jahreszeit ist, um die äußeren
Hebriden zu besuchen, liegt man nur so halb richtig - oder vielleicht sogar
komplett falsch? Wir haben es ausprobiert.
Uist besteht aus mehreren kleinen Inseln, die miteinander verbunden sind,
wobei North und South Uist den größten Teil abdecken. Ich will euch
allerdings nicht mit geographischen Fakten bombardieren, die Ihr selbst
leicht bei Google erfragen könnt. Mein Ziel ist es Euch gedanklich zu
entführen, Euch glauben zu lassen, dass Ihr den Wind spüren und das
Meer riechen könnt.
Stellt Euch vor, Ihr steigt in eine Fähre, habt im Hinterkopf noch die
typischen Gedanken, die man vor einem Urlaub meistens hat („Habe ich
alles abgeschlossen?“, „Was machen wir mit Hund und Kind, wenn eine
apokalyptische Situation eintritt?“ etc.) und habt irgendwie keine Ahnung
was Euch erwartet.
Natürlich habt Ihr Euch vorher über Euer Urlaubsziel informiert, habt geschaut welche Attraktionen man sich unbedingt anschauen muss und in welcher Umgebung das Ferienhaus liegt. Aber wie das halt so ist, findet man meistens nur Sommerbilder mit strahlendem Sonnenschein und spielenden Kindern am weißen Sandstrand.
So ehrlich ist man dann zu sich selbst, dass man weiß, dass das nicht unbedingt im
Januar zu erwarten ist.
Ihr seid also auf der Fähre, es ist bereits später Nachmittag und die Sonne
geht bereits unter. Bei der Ankunft in Lochboisdale (South Uist) ist es
stockdunkel und die wenigen Straßenlaternen hören nach gefühlt 30
Metern einfach auf. Ist ja auch schön, schließlich ist die
Lichtverschmutzung schuld daran, dass wir den beeindruckenden
Sternenhimmel nicht überall sehen können. Allerdings bedeuten die
fehlenden Lichtquellen und nur spärlich beschilderten Straßen auch, dass
Ihr erst merkt, dass die Straße sich urplötzlich von zwei Spuren auf eine
Spur verengt als Euch ein, wild Lichthupe gebendes, Auto entgegen
kommt. Zum Glück dauert die Fahrt nach North Uist nur eine Stunde und
Ihr seid froh nach einer langen Fahrt endlich die Füße hochzulegen. Der
Urlaub kann beginnen!
Es ist früh am Morgen, die Sonne ist gerade erst aufgegangen als Ihr das
Haus verlasst, um die Umgebung ein erstes Mal zu erkunden. Der starke
Wind zieht Euch um die Ohren, er ist kalt und dennoch nicht gänzlich
unangenehm. Es ist der Moment in dem Ihr kurz die Augen schließt und
realisiert, dass Ihr Urlaub habt. Keine Mails, keine Anrufe - nichts. Die
feuchte Luft schmeckt nach Salz, der Wind riecht nach Meer und ganz
automatisch folgt Ihr dem Verlangen das Meer sehen zu wollen. Nach
wenigen Minuten wird ein kleiner Hügel erklommen und Euch stockt der
Atem beim Anblick der gefühlt unendlichen Weite und der rauen
Schönheit:
Foto: Constanze Rose-Keller
Anblicke wie diesen gibt es so viele auf Uist. Oft hat man die großen
weißen Sandstrände für sich alleine und man kann die Welt für ein paar
Augenblicke vergessen. Das ganze Inselleben entschleunigt, da man zwar
sehr viel in der Natur sehen und erleben kann aber sonst gibt es kaum
etwas. Zeit spielt keine Rolle, man passt sich dem Wetter und den
Gezeiten an.
Doch Uist hat nicht nur tolle Strände zu bieten. Die Inseln an sich sind
baumlos. Anfangs mag es einem gar nicht auffallen, wenn man es
allerdings gewohnt ist, von Bäumen umringt zu sein, kann man nach ein
paar Tagen Sehnsucht bekommen. Dafür gibt es auf North Uist das
Langass Woodland. Der Wald wurde durch Menschen geschaffen und dient
als Erholungsgebiet für Menschen und Tiere gleichermaßen. Überall gibt
es etwas zu entdecken. Kleine bunte Vogelhäuschen zieren die Bäume,
Kinder haben Höhlen gebaut und begabte Schnitzer haben Figuren am
Weg entlang aufgestellt. Das Highlight ist natürlich die Statue von
Hercules dem Grizzly-Bären, der es 1980 geschafft hat sich 3 Wochen lang
auf Uist zu verstecken. Er ist bei einem Filmset abgehauen und hat bei
den Bewohnern der Inseln für Aufregung gesorgt. Nachdem er von einem
Bauern entdeckt wurde und wieder eingefangen werden konnte, hat er weiter
Filmkarriere gemacht und war unter anderem bei James Bond (Octopussy)
zu sehen. Ich persönlich hätte ihm ein Leben in der Wildnis gegönnt.
Fotos: Constanze Rose-Keller
Wenn das Wetter mal zu rau, nass und kalt ist, bietet sich die North Uist
Distillery an, um sich von innen zu wärmen. Die Distillery wurde erst
2019 von Kate und Johnny gegründet. Von außen wirkt die Distillery
unscheinbar, überrascht innen jedoch mit einer modernen Geradlinigkeit,
die zu den jungen Besitzern passt. Es gibt keinen unnötigen Schnick-
Schnack - der Fokus liegt auf dem Produkt und das ist ausgezeichneter
Gin. Für Whisky ist die Destillerie noch zu jung, er befindet sich allerdings
bereits in Arbeit (Nunton Whisky).
Die Woche auf Uist ging schnell vorbei. Und ja, das Wetter ist im Januar
kein Traum, der Himmel ist selten blau und der Wind pfeift einem gewaltig
um die Ohren. Aber wie wussten unsere Großeltern schon: Es gibt kein
schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!
Uist ist also auch im Winter eine Reise wert und wer weiß, ob man im
Sommer je die Strände so für sich alleine hätte?
Text: Constanze Rose-Keller
Fotos: Constanze Rose-Keller
Liebe Constanze,
herzlichen Dank für diesen gefühlvollen Artikel. Ich selber bin jetzt ganz heiß auf die Herbiden zu fahren (oder fliegen).
Melli
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