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Gastblog Artikel Uist - ein unterschätztes Kleinod



Fotos: Constanze Rose-Keller


Heute übergebe ich den Blog an Constanze Rose-Keller, die uns über ihren Familienurlaub auf Uist erzählt und uns ein paar Eindrücke und Fotos nach Deutschland (oder in meinem Fall nach Edinburgh schickt).

Constanze lebt mit ihrer kleinen Familie in Taynuilt bei Oban und führt die Airdeny Chalets.


Fotos: Airdeny Chalets Rose-Keller


Nun aber zu Uist und Constanzes Abenteuer:


Uist - ein unterschätztes Kleinod

Wenn man glaubt, dass Januar die falsche Jahreszeit ist, um die äußeren

Hebriden zu besuchen, liegt man nur so halb richtig - oder vielleicht sogar

komplett falsch? Wir haben es ausprobiert.


Uist besteht aus mehreren kleinen Inseln, die miteinander verbunden sind,

wobei North und South Uist den größten Teil abdecken. Ich will euch

allerdings nicht mit geographischen Fakten bombardieren, die Ihr selbst

leicht bei Google erfragen könnt. Mein Ziel ist es Euch gedanklich zu

entführen, Euch glauben zu lassen, dass Ihr den Wind spüren und das

Meer riechen könnt.


Stellt Euch vor, Ihr steigt in eine Fähre, habt im Hinterkopf noch die

typischen Gedanken, die man vor einem Urlaub meistens hat („Habe ich

alles abgeschlossen?“, „Was machen wir mit Hund und Kind, wenn eine

apokalyptische Situation eintritt?“ etc.) und habt irgendwie keine Ahnung

was Euch erwartet.

Natürlich habt Ihr Euch vorher über Euer Urlaubsziel informiert, habt geschaut welche Attraktionen man sich unbedingt anschauen muss und in welcher Umgebung das Ferienhaus liegt. Aber wie das halt so ist, findet man meistens nur Sommerbilder mit strahlendem Sonnenschein und spielenden Kindern am weißen Sandstrand.

So ehrlich ist man dann zu sich selbst, dass man weiß, dass das nicht unbedingt im

Januar zu erwarten ist.

Ihr seid also auf der Fähre, es ist bereits später Nachmittag und die Sonne

geht bereits unter. Bei der Ankunft in Lochboisdale (South Uist) ist es

stockdunkel und die wenigen Straßenlaternen hören nach gefühlt 30

Metern einfach auf. Ist ja auch schön, schließlich ist die

Lichtverschmutzung schuld daran, dass wir den beeindruckenden

Sternenhimmel nicht überall sehen können. Allerdings bedeuten die

fehlenden Lichtquellen und nur spärlich beschilderten Straßen auch, dass

Ihr erst merkt, dass die Straße sich urplötzlich von zwei Spuren auf eine

Spur verengt als Euch ein, wild Lichthupe gebendes, Auto entgegen

kommt. Zum Glück dauert die Fahrt nach North Uist nur eine Stunde und

Ihr seid froh nach einer langen Fahrt endlich die Füße hochzulegen. Der

Urlaub kann beginnen!


Es ist früh am Morgen, die Sonne ist gerade erst aufgegangen als Ihr das

Haus verlasst, um die Umgebung ein erstes Mal zu erkunden. Der starke

Wind zieht Euch um die Ohren, er ist kalt und dennoch nicht gänzlich

unangenehm. Es ist der Moment in dem Ihr kurz die Augen schließt und

realisiert, dass Ihr Urlaub habt. Keine Mails, keine Anrufe - nichts. Die

feuchte Luft schmeckt nach Salz, der Wind riecht nach Meer und ganz

automatisch folgt Ihr dem Verlangen das Meer sehen zu wollen. Nach

wenigen Minuten wird ein kleiner Hügel erklommen und Euch stockt der

Atem beim Anblick der gefühlt unendlichen Weite und der rauen

Schönheit:




Foto: Constanze Rose-Keller


Anblicke wie diesen gibt es so viele auf Uist. Oft hat man die großen

weißen Sandstrände für sich alleine und man kann die Welt für ein paar

Augenblicke vergessen. Das ganze Inselleben entschleunigt, da man zwar

sehr viel in der Natur sehen und erleben kann aber sonst gibt es kaum

etwas. Zeit spielt keine Rolle, man passt sich dem Wetter und den

Gezeiten an.

Doch Uist hat nicht nur tolle Strände zu bieten. Die Inseln an sich sind

baumlos. Anfangs mag es einem gar nicht auffallen, wenn man es

allerdings gewohnt ist, von Bäumen umringt zu sein, kann man nach ein

paar Tagen Sehnsucht bekommen. Dafür gibt es auf North Uist das

Langass Woodland. Der Wald wurde durch Menschen geschaffen und dient

als Erholungsgebiet für Menschen und Tiere gleichermaßen. Überall gibt

es etwas zu entdecken. Kleine bunte Vogelhäuschen zieren die Bäume,

Kinder haben Höhlen gebaut und begabte Schnitzer haben Figuren am

Weg entlang aufgestellt. Das Highlight ist natürlich die Statue von

Hercules dem Grizzly-Bären, der es 1980 geschafft hat sich 3 Wochen lang

auf Uist zu verstecken. Er ist bei einem Filmset abgehauen und hat bei

den Bewohnern der Inseln für Aufregung gesorgt. Nachdem er von einem

Bauern entdeckt wurde und wieder eingefangen werden konnte, hat er weiter

Filmkarriere gemacht und war unter anderem bei James Bond (Octopussy)

zu sehen. Ich persönlich hätte ihm ein Leben in der Wildnis gegönnt.



Fotos: Constanze Rose-Keller


Wenn das Wetter mal zu rau, nass und kalt ist, bietet sich die North Uist

Distillery an, um sich von innen zu wärmen. Die Distillery wurde erst

2019 von Kate und Johnny gegründet. Von außen wirkt die Distillery

unscheinbar, überrascht innen jedoch mit einer modernen Geradlinigkeit,

die zu den jungen Besitzern passt. Es gibt keinen unnötigen Schnick-

Schnack - der Fokus liegt auf dem Produkt und das ist ausgezeichneter

Gin. Für Whisky ist die Destillerie noch zu jung, er befindet sich allerdings

bereits in Arbeit (Nunton Whisky).


Die Woche auf Uist ging schnell vorbei. Und ja, das Wetter ist im Januar

kein Traum, der Himmel ist selten blau und der Wind pfeift einem gewaltig

um die Ohren. Aber wie wussten unsere Großeltern schon: Es gibt kein

schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!

Uist ist also auch im Winter eine Reise wert und wer weiß, ob man im

Sommer je die Strände so für sich alleine hätte?


Text: Constanze Rose-Keller


Fotos: Constanze Rose-Keller


Liebe Constanze,

herzlichen Dank für diesen gefühlvollen Artikel. Ich selber bin jetzt ganz heiß auf die Herbiden zu fahren (oder fliegen).

Melli

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